Der Nikolaus bringt wie eh und je die Augen der Kinder zum Glänzen, wenn sie am Morgen des 6. Dezember erwachen und ihre prall gefüllten Schuhe mit Süßigkeiten, Orangen, Äpfel und Nüssen vorfinden. Um seine Gestalt ranken sich 2000 Jahre Geschichte voller Mythen und Geheimnisse. Die Spurensuche führt uns weit zurück in eine kleine Stadt in Vorderasien.
Man weiß, dass er von 270 bis 324 nach Christus gelebt haben soll, aber sonst ist von diesem Bischof in Myra nicht viel bekannt. Zunächst als Nikolaus in Myra verehrt, breitete sich der Kult um seine Person in ganz Vorderasien aus. Im Laufe der Zeit wurde er zum wichtigsten Heiligen der griechisch-orthodoxen Kirche. Da man sehr wenig von ihm wusste, desto mehr Legenden entstanden um seine Person. Er wurde zum Beschützer der Seefahrer und Patron der Kaufleute.
Langsam drang der Kult um den Nikolaus bis nach Europa, vor allem nach dem Raub seiner Gebeine im Jahr 1087, die dann nach Bari in Süditalien gebracht wurden. Von hier aus nahmen die Legenden seinen Lauf. Er wurde zum Schutzheiligen der Kirche, weil er einen Jungen wieder zum Leben erweckte und drei arme Mädchen ein Säckchen mit Goldmünzen durch das geöffnete Fenster geworfen haben soll. Dies sind nur zwei von 150 Legenden, die sich um sein Wirken gebildet haben. Auch der Brauch, wo sich ein als Nikolaus verkleideter Mann am Abend des 5. Dezembers Kinder beschenkt, kommt aus dem Mittelalter und diese Tradition lebt noch heute.
Unzählige Legenden gibt es über seinen nächtlichen Besuch. Der Mann mit Bischofsornat, Mitra und Krummstab zieht begleitet oft mit dem Krampus durch die Straßen. Er ist zu Fuß unterwegs, oder hoch zu Ross mit einem Sack voller Geschenke. Aus dieser Vorstellung heraus entwickelte sich der Kinderbrauch, einen Schuh vor die Türe zu stellen. Am 6. Dezember waren sie gefüllt mit Lebkuchen, Nüssen und Äpfel.
Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert traten Nikolaus und Krampus als ungleiches Paar beim Einkehrbrauch am Vorabend des Heiligenfestes am 6. Dezember auf. Während der Nikolaus die artigen Kinder belohnt, werden die Unartigen vom Krampus bestraft.
Der Krampus ist eine pelzige Gestalt mit Ketten, Rute und Pute, der den Kindern Angst einjagen soll. Als „gefallener Engel“ hatte er oft Flügel und jedenfalls eine Kette als abschreckendes Exempel der ewigen Verdammnis der in der Hölle angeketteten Unbußfertigen. Die Rute verweist auf den Schulbrauch, wo sie als Erziehungsmittel eine Rolle spielte.
Seine Bezeichnung verdankt er den Krallen „Krampen“ (altdeutsch = „Kralle“) ab und bedeutet etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes. Im österreichischen Salzkammergut, der Steiermark sowie in Salzburg ist der Krampus eher unter der Bezeichnung Kramperl geläufig. In der Steiermark und in Kärnten wird neben Kramperl auch die Bezeichnung Bartl verwendet, eine Kurzform vom Bartholomäus.
Der Krampusbrauch war im ganzen Habsburgerreich und angrenzenden Gebieten verbreitet und wurde dann in der Zeit der Inquisition verboten, da es bei Todesstrafe niemandem erlaubt war, sich als teuflische Gestalt zu verkleiden. Jedoch wurde dieser Winterbrauch in manchen schwer zugänglichen Orten weitergeführt.
In der Gegenreformationszeit entstanden Stubenspiele, die noch in Bad Mitterndorf, Tauplitz und Pichl-Kainisch (Salzkammergut), im Salzburgerland und in Tirol existieren. Beim Mitterndorfer Nikolospiel war z.B. das Benediktinerkloster Admont federführend.
Das schon seit über 150 Jahren am 5. Dezember in Bad Mitterndorf aufgeführte Nikolospiel, lässt nicht nur die Kleinen erschauern. Auch so mancher Erwachsene macht einen Schritt zur Seite, wenn sich die teilweise wilde Truppe mit über 120 Personen nähert. Seit all den vielen Jahren hat dieser Brauch seine Ursprünglichkeit bewahrt und wird von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe aufgenommen und als geistliche Volksschauspiel sowohl in Gaststuben als auch auf Freilichtbühnen, anerkannt.
Etwa 100 Männer und Burschen, Frauen sind ausgeschlossen, gehen ca. 4 Kilometer vom Ortsteil Krungl nach Bad Mitterndorf und führen 5-mal dieses althergebrachte bäuerliche Jedermannspiel auf. Der Zug setzt sich aus den Schab (Strohfiguren), den Hauptfiguren (den “Weißen”) und den Krampussen (den “Schwarzen”) zusammen. Im Zentrum steht das Sterben des armen Mannes, der als verstockter Sünder keinerlei Reue zeigt. Dabei richten verschiedene Charaktere ihre Belehrungen an Jung und Alt, die oft auch für unsere Zeit noch sehr treffend sind.
Die Texte, an die 100 Jahre alt, haben bis heute ihre ursprüngliche Wortwahl beibehalten. Auch wenn manches in der heutigen Zeit schwer verständlich erscheint, wird dem Zuhörer durch die Ausdrucksweise die Vergangenheit einer weniger hektischen Welt vermittelt. Die Holzmasken sind furchterregend, weisen aber menschliche Züge auf. Mit über 200 Jahren ist die älteste Maske, die des Bartls.
Für einige mag dieses Schauspiel zu derb erscheinen, wenn die Krampusse die jungen Mädchen und Burschen mit der Rute schlagen, diese Grobheit ist aber meistens nur unter den Einheimischen zu sehen. Mehr dazu unter www.nikolospiel.at
Die beiden finsteren Gestalten unterscheiden sich schon alleine in der Zeit ihres Auftretens. Während der Krampus nur in der Adventszeit zu sehen ist, trifft man den Percht erst in den Rauhnächten. Also kurz vor Weihnachten bei der Wintersonnenwende am 21. Dezember bis zum 6. Jänner, um den Winter und das alte Jahr auszutreiben. Eine weitere Unterscheidung der beiden sind ihre Partner beim Auftritt. Der Krampus kommt in der Regel gemeinsam mit dem Heiligen Nikolaus. Bei den Perchten erscheinen meist die Schiach- und die Schönperchten.
www.steirische-spezialitaeten.at/brauchtum/nikolaus-krampus
Grazer Krampus- und Perchtenlauf (inside-graz.at)
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